Bassrohrbauen Hier die Ankündigung im Winterfahrplan 2003/04 des Musischen Zentrums: Das Bassrohr ist als Musikinstrument viel einfacher als eine Geige, dennoch
sei es hier kurz skizziert: Kupferrohr, Tenor-Sax-Mundstück, keine Spiellöcher,
nur ein Ton (aber Obertöne), sehr großes Klang- und Artikulationsspektrum.
Dieses interessante Instrument werden wir in diesem Bauwochenende gemeinsam
herstellen, jeder sein eigenes Instrument. Wir lernen die Anblastechnik und
viele Klangbilder.
Christine treibt das offene Ende des Kupferrohres. Vorher wurde das Rohr unten konisch geöffnet, mit Feuer auf dem Treibling. Das Hämmern des Kupfers härtet es. Axel beobachtet den Vorgang. Den Treibling hat die Universitätswerkstatt aus Edelstaht gedreht. Ferri dreht das Kupferrohr langsam, damit die Flamme die Oberfläche passivieren kann. Vorher wurde das Kupfer blank geschliffen. Beim Passivieren entsteht eine dünne "Glas-" Oberfläche, d.h. ein Kupferoxyd. Diese Oberfläche ist gegen Luft und Feuchtigkeit relativ stabil und sieht schön aus. Hier ein deutliches Bild der verschiedenen Kupferoxyde und Schichtdicken. Die Farben entstehen unter anderem durch die Schichtdicken des "Glases": die Physiker sagen dazu Lambda-Halbe-Effekt. D.h. das Licht dringt in die durchsichtige, sehr dünne Oberfläche, wird innen reflektiert und mischt sich mit dem auf der direkten Oberfläche reflektierten Licht. Dadurch kommt es zu Auslöschungen von Farben (Wellenlängen), d.h. das weiße Licht wird farbig. Sieht doch prima aus! Eine Variante unter den Bassrohren ist aus Glas, hergestellt von Koni in der Glasbläserei. Dieses Instrument zeigt einen warmen Klang, ist erheblich leichter als Kupfer und hat eine gewisse Zerbrechlichkeit. Außerdem sieht man/frau beim Spielen interessante Spuren des Atems. Ein schönes Instrument. Und so wird das Instrument gespielt: Blatt nach unten, die Lippen liegen auf den Zähnen, der Mund ist möglichst weich, über das Hören des Klanges korrigiert der Mund automatisch (nach kurzer Übung) die Mundspannungen, damit ein warmer Bassrohrton entsteht. Hier: Christine im Musikhaus des Musischen Zentrums in der Universität Ulm. Das Bauen dauerte nur einige Stunden. Die Mundstücke hatte ich in München schon präpariert (abgedreht und mit Kork umwickelt). Es macht Freude, in der Gruppe zu spielen. Es entstehen wilde Klangbilder. Immanuel Kant hat schon gesagt: Dieter Trüstedt |